Körnerbrut ist eine wunderbare Erfindung: sie ist eine ideale Nahrungsquelle für die meisten Pilze und wird sehr schnell von Pilzmyzel durchwachsen. Sie kann gut gelagert, vermehrt und portioniert werden und kann durch die lose Struktur gut mit anderen Substanzen wie dem endgültigen Substrat gemischt werden.

Wegen dieser Eigenschaften wird im Regelfall in der Pilzzucht das Substrat nicht direkt mit Flüssigmyzel oder Myzel vom Nährmedium beimpft, sondern es wird als Zwischenstufe die sogenannte Körnerbrut hergestellt. Diese wird, wenn sie komplett von Pilzmyzel durchwachsen wurde, einfach in das endgültige Substrat gemischt und kann dort gut verteilt werden. Das Pilzgeflecht breitet sich dann gleichmäßig aus und kann so das Substrat gut durchwachsen.

Herstellen von Körnerbrut

Zum Herstellen von Körnerbrut werden unbehandelte (Bio-) Getreidekörner wie Weizen- oder Roggenkörner oder Getreidemischungen benötigt. Man erhält diese als lose Ware zum Beispiel im nächsten Bioladen, aber auch abgepackt in größeren Supermärkten, bei Drogeriediscoutern im Bio-Nahrungssortiment und im Onlinehandel. Übrigens kann man die gekauften Weizen- oder Roggenkörner auch als Zugabe beim Backen von eigenem Brot verwenden, so dass die gekauften Getreidekörner nicht nur für die Pilzzucht verwendet werden müssen. Einige Züchter verwenden auch Vogelfutter-Mischungen.

Zur Verwendung als Körnerbrut müssen die Getreidekörner etwas Wasser ziehen. Am besten kocht man hierzu die Getreidekörner unter gelegentlichem Rühren in einem offenen Topf oder Pfanne/Wok solange, bis kein Wasser am Boden mehr vorhanden ist. Normalerweise reicht das Kochen der Getreidekörner völlig aus, um den Körnern die benötigte Feuchtigkeit zu geben. Einige Anleitungen im Internet sprechen davon, daß die Körner vor dem Kochen eingeweicht werden sollten; dies ist jedoch erfahrungsgemäß im Normalfall nicht notwendig.

Es wird empfohlen, vor dem Kochen eine kleine Menge Gips hinzuzugeben. Dies soll den PH-Wert und die Klebeeigenschaften der Körnerbrut verbessern. Auf jeden Fall schadet die Zugabe einer kleinen Menge Gips nicht (ein Teelöffel auf 1 Liter Körnerbrut reicht), aber wenn kein Gips im Haus ist, muss man diesen dafür nicht extra anschaffen.

Nach dem Kochen der Getreidekörner den Topf oder die Pfanne/Wok mit Alufolie oder einem passenden Deckel abdecken und abkühlen lassen.

Für die sterile Zucht muss man nach dem Abkühlen die gekochten Körner zusammen im Glasbehälter im Schnellkochtopf 60-90 Minuten sterilisieren.

Für die unsterile Methode der Grain-to-Grain-Beimpfung (Vermehrung durch Zugabe von bereits durchwachsenen Körnern) reicht normalerweise jedoch das Kochen zum Pasteurisieren der Körner aus, wenn man ansonsten möglichst sauber arbeitet. Für andere Methoden der Beimpfung (Flüssigmyzel, Agar-Agar) ist ein Sterlislisieren im Damfdruckkochtopf dringend empfohlen, da die Durchwachsgeschwindigkeit bei diesen Methoden langsamer ist und Kontaminationen oft schneller als das Pilzmyzel sind.

Zum Beimpfen der sterilisierten oder pasteurisierten gekochten Getreidekörner werden diese jetzt in ein passendes Glasgefäß wie zum Beispiel ein Marmeladenglas gegeben.

Bevor man die Körner mit Myzel beimpft, sollten die Getreidekörner maximal noch lauwarm, keinesfalls wärmer sein, da sonst das Pilzmyzel abzusterben droht.

Das Gefäß sollte mit einem Metalldeckel ausgestattet sein, der ebenfalls sterilisiert wurde. Da zum Durchwachsen der Getreidekörner eine minimale Sauerstoffzufuhr notwendig ist, sollte der Metalldeckel ein kleines Loch haben, welches mit einem Luftfilter (am besten Micorpore-Klebeband, es gehen aber auch atmungsaktive Pflaster oder Watte) als Schutz vor Kontamination durch die Umgebungsluft versehen wurde. Man kann auch direkt auf der Innenseite des Deckels einen passend zurecht geschnittenen Microfilter aus Vlies oder ähnlichen Materialien mit der Hand einpressen.

Jetzt ist der Moment gekommen, an dem nun endlich das auf dem Nährmedium herangewachsene Pilzmyzel in die Körnerbrut eingebracht wird.

Bei Flüssigmyzel sollte das sich in der Flüssigkeit gebildete Myzel vorsichtig in eine sterile Spritze mit möglichst großer Öffnung aufgesaugt werden und kann dann direkt im Glas auf die vorbereiteten Getreidekörner aufgebracht werden. Danach das Glas sofort wieder verschließen und ganz leicht schütteln, damit sich das Flüssigmyzel im Glas etwas verbreiten kann.

Bei festen bzw. geleeartigen Nährmedien wie Agar aus der Petrischale ist das Vorgehen ähnlich, nur dass hier kleinere mit Myzel bewachsene Stücke Agar mit einem sterilisierten Skalpell herausgeschnitten werden und in das Glas mit den vorbereiteten Körnern gegeben werden.

Das gut verschlossene Glas wird an einem möglichst keimfreien warmen Ort (20-24 Grad) gelagert. Nach einigen Tagen verbreitet sich das Pilzgeflecht sichtbar im Glas auf den Körnern und besiedelt schließlich nach 1-2 Wochen alle Getreidekörner im Glas. Wenn das Glas gut durchwachsen ist, kann die Körnerbrut dann weiter verwendet oder gekühlt eingelagert werden.

Vermehren von Körnerbrut

Körnerbrut lässt sich relativ einfach vermehren, so dass einem niemals das Rohmaterial ausgeht und man nicht jedes mal einen Pilz von Grund auf klonen muss. Dazu einfach wie beschrieben Getreidekörner einweichen, abkochen und abkühlen lassen und dann in ein entsprechendes Körnerbrut-Gefäß füllen und ein bisschen Platz lassen. Dann einfach ca. 10% mit Pilzmyzel durchwachsene Körner hinzufügen und durch mehrmaliges vorsichtiges Schütteln und Drehen des Gefäßes die durchwachsenen Körner mit den frisch hergestellten Getreidekörnern vermischen. Dann das Glas mit Microfilter-Verschluss verschließen und an einem warmen und möglichst kontaminationsfreien Platz lagern. Schon nach 1-2 Wochen werden auch die neuen Getreidekörner gut durchwachsen sein und können zur Beimpfung von Substrat oder wieder zur Herstellung weiterer Körnerbrut verwendet werden.

Lagerung und Haltbarkeit von Körnerbrut

Gut durchwachsene Körnerbrut hält sich bei Zimmertemperatur ca. 2 Wochen, mit etwas Glück auch ein wenig länger, bevor Schimmel oder Keime den Weg ins Glas finden.

Soll die Körnerbrut länger gelagert werden, kann sie möglichst luftdicht verschlossen im Kühlschrank gelagert werden. Die Haltbarkeit im Kühlschrank kann sich auf mehrere Monate belaufen, allerdings verliert die so gelagerte Körnerbrut im Laufe der Zeit ihre Vitalität. 4-8 Wochen sind allerdings normalerweise völlig unproblematisch.