Champignons benötigen zu ihrer Entwicklung bereits kompostiertes organisches Material. In der kommerziellen Champignonzucht werden dazu große Mengen Pferdemist mit Strohanteilen und weiteren Zusätzen in großen Silos bzw. Kompostierungsanlagen kompostiert und als Substrat für den Anbau verwendet.

Kleinere Mengen fertiges Champignonsubstrat sind für den Hobby-Züchter nicht frei verkäuflich zu erwerben.

Pilzzucht-Versender machen daraus ein Geschäft und verkaufen komplette Champignon-Pilzzuchtsets mit bereits durchwachsenem Substrat und Abdeckerde. Der erzielbare Gesamtertrag an Champignons in solchen Komplett-Zuchtboxen kann je nach Preis, Versender und Boxgröße immer noch deutlich günstiger als die gleiche Menge Bio-Champignons aus dem Supermarkt sein. Aber wo bleibt da der Spaß an der Hobby-Pilzzucht?

Die Komplettboxen sollen aber auf keinen Fall verteufelt werden, gerade für Anfänger, die das Hobby einmal ausprobieren wollen, sind Komplettboxen natürlich ideal. Und Geld sparen kann man damit meistens auch!

Für ambitioniertere Hobby-Pilzzüchter gibt es dennoch ein paar Methoden, sich eigenes Champignon-Substrat herzustellen:

Pferdemist auf dem eigenen Komposthaufen

Die natürlichste und dem kommerziellen Anbau ähnliche Methode ist das Kompostieren von Pferdemist auf einem extra dafür angelegten Komposthaufen im Garten. Allerdings werden hier immer noch relativ große Mengen an Pferdemist benötigt, denn der Komposthaufen sollte mindestens 1,25m x 1,25m x 1,25 m groß sein. Das entspricht rund 2 Kubikmeter bzw. rund 600-800kg Pferdeäpfel und ist für gelegentliches Anbauen von Champingons meistens immer noch deutlich zu viel. Auch der Aufwand (fachmännisches Anlegen des Komposthaufens, Temperaturen kontrollieren, Umsetzen, Bewässern etc.) ist nicht zu unterschätzen.

Wer es dennoch versuchen will: eine gute Anleitung zum Herstellen von Champignon-Substrat aus Pferdemist bzw. -dung auf einem eigens dafür angelegten Komposthaufen findet man hier.

Kleine Mengen Pferdemist zu Champignon-Substrat kompostieren

Kleine Mengen Pferdemist selber zu kompostieren funktioniert allerdings auch, natürlich nicht so professionell wie auf einem eigenen Misthaufen und kann mit dieser Anleitung in der wärmeren Jahreszeit (Frühjahr-Spätsommer) durchgeführt werden, da der Pferdemist bei dieser Methode zum Pasteurisieren zumindest zeitweise der Sonne ausgesetzt werden muss.

Zunächst braucht man eine kleinere Menge Pferdemist bzw. Pferdeäpfel. In einen Eimer passen zum Beispiel je nach Eimergröße ca. 2-10 Kilogramm (6-30 Liter) Pferdemist.

Mit kleiner Gartenschaufel und einem Müllbeutel, Eimer oder großem Plastik-Einkaufsbeutel „bewaffnet“ kann man beim nächsten Pferdehof vorbeischauen und nett fragen, ob man etwas Pferdemist mitnehmen kann (oder vom Boden aufkratzen darf).

Das funktioniert durchaus, allerdings wissen viele Pferdebesitzer, dass der Pferdemist einen gewissen kommerziellen Wert als Dünger oder eben Champingon-Substrat-Basis hat und daher werden größere Mengen unter Umständen nicht einfach so kostenlos abgeben. Aber eine Tüte oder einen Eimer voll, wenn man nett fragt – da sagen viele Pferdhofbesitzer nicht nein. Das hängt aber natürlich auch vom Pferdehof ab.

Alternativ wird von diversen Anbietern auch frischer Pferdemist in kleineren Mengen ab 3 Liter (ca. 1 KG) bis hin zu 80 Litern (ca. 27 KG) über Ebay angeboten. Mit ein wenig Glück findet man auch sehr preiswerte oder sogar kostenlose Angebote für Selbstabholung bei Ebay Kleinanzeigen in der näheren Umgebung des Wohnortes.

Wenn man sich die Pferdeäpfel besorgt hat, sollten diese in einem geeigneten Behälter mit ca. 10%-20% Zugabe von Naturstroh sowie 3-6% Gips, 2-3% Gartenkalk sowie bis zu 10% Hühnermist oder Hühnermistpellets gemischt werden. Je nach Beschaffenheit des Pferdemistes enthält dieser auch bereits Strohanteile.

Das Stroh-Pferdemist-Gemisch kommt dann in einen Plastiksack (zum Beispiel eine große Einkaufstüte, eine Mülltüte oder ein schwarzer Gartenabfallsack). Dieser Sack muss unten mit ein paar kleinen Löchern versehen sein, die man mit einem Nagel oder kleinen Schraubenzieher o.ä. machen kann. Die Löcher dienen zur Luftzufuhr und als Öffnung für überschüssiges Wasser (siehe nächster Schritt).

Das Stroh-Pferdemist-Gemisch wird jetzt im Beutel etwas gewässert. Eventuell überschüssiges Wasser kann über die im Plastiksack unten angebrachten Löcher ablaufen. Das Gemisch soll feucht sein, aber nicht klatschnass.

Sobald das eventuell überschüssige Wasser abgelaufen ist, den Plastiksack verschließen, die Öffnung in einer Hand halten und den unteren Teil so oft drehen, dass die Öffnung „verzwirbelt“ und das Gemisch möglichst stark zusammengepresst wird. Dies soll den Druck simulieren, der normalerweise in einem Komposthaufen in der Mitte herrscht.

Den Plastiksack dann an einer sonnigen Stelle abstellen (verzwirbelte Öffnung nach unten, Luftlöcher nach oben). Durch Sonneneinstrahlung wird die normalerweise in einem großen Misthaufen vorhandene Wärmeentwicklung simuliert, die dort unter Druck und Mikroorganismen entsteht. Diese Wärme pasteurisiert gleichzeitig das Gemisch.

Nach einer Fermentationsphase von jeweils ca. 1-2 Wochen sollte das Gemisch entnommen und gut durchgemischt werden (z.B. in einem großen Eimer, Plastikbox, -Wanne, Schubkarre o.ä.). Dann wieder zurück in den Plastiksack, leicht wässern und wieder sonnig abstellen. Den Vorgang aller 1-2 Wochen wiederholen.

Nach ca. 8 Wochen und mehrmaligem Mischen/Wässern haben die im Mist enthaltenen Mikroorganismen das Gemisch so weit zersetzt, dass es nicht mehr nach Ammoniak, sondern eher würzig-kompostig riecht.

Dann ist es auch als Champignon-Substrat verwendbar und muss normalerweise auch nicht extra pasteurisiert werden, da die über die Sonneneinstrahlung erfolgte Erhitzung zur Pasteurisierung ausreicht.

Wem es unter hygienischen Gesichtspunkten möglich ist, der kann das kompostierte Substrat-Gemisch vor Beimpfung auch noch einmal extra pasteurisieren, zum Beispiel in einer separaten, nicht für das tägliche Leben verwendeten Mikrowelle 5-10 Minuten auf höchster Stufe.

schnelles Champignon-Substrat aus fermentiertem Stroh, Pferdemist- und Hühnermist-Pellets

Als Alternative zu einem 100% „natürlichen“ Pferdemist-Substrat bietet sich folgende Methode an, die auch in Kleinmengen erfolgversprechend ist, in relativ kurzer Zeit hergestellt werden kann und auch auf dem Balkon oder auf der Terrasse möglich ist.

Benötigte Materialien (Beispiel „kleine“ 5 Liter Plastikbox):

Als erstes muss das Stroh fermentiert werden. Dazu wird das Stroh in einen Behälter gegeben (z.B. 5L Plastikbox mit Deckel, ungefähr zu zwei Dritteln mit Stroh gefüllt) und dann komplett mit Wasser bedeckt. Da das Stroh oben schwimmen „will“, muss es irgendwie unter Wasser gehalten werden, da sonst keine Fermentation stattfindet. Das kann zum Beispiel mit einem Ziegelstein erfolgen (eventuell ein Gitter oder passendes Vlies auf das Stroh legen und dann erst den Stein). Das gesamte Stroh muss unter Wasser eingetaucht sein, ohne dass Teile in der Luft sind. Der Deckel wird geschlossen und die Plastikbox an einem belüfteten Ort oder noch besser im Freien abgestellt.

Nach einigen Tagen fängt das Stroh an, zu fermentieren, was mit entsprechender Geruchsentwicklung einhergeht. Man sieht, dass das Stroh anfängt, zu fermentieren auch daran, das nach einigen Tagen Bläschen aufsteigen. Nach rund 7-10 Tagen ist die Fermentierung des Strohs abgeschlossen. Das Wasser wird abgegossen, das Stroh sollte mit Frischwasser gespült und danach in die Box zurückgelegt werden.

Ein weiteres Drittel der Box wird jetzt mit den getrockneten Pferdemist-Pellets aufgefüllt, hinzu kommen ca. 10-15% Hühnermist-Pellets sowie der Gips und Gartenkalk. Dann langsam schluckweise die Mistpellets mit lauwarmen Wasser übergießen oder ausgiebig mit einer Sprühflasche besprühen, damit die Mistpellets feucht und weich werden und dann mit dem Stroh durchmischt werden können. Nach dem Mischen abgedeckt alles eine Stunde durchziehen lassen und dann noch einmal kräftig mischen. Die Mist-Pellets sollten nicht mehr fest sein (beim kräftigen Schütteln der Box sollte kein lautes Klappergeräusch durch die Pellets mehr zu hören sein) und sich gut mit dem fermentierten Stroh vermischen. Es sollte auch kein Wasser auf dem Boden der Box stehen. Falls doch zuviel Wasser zugegeben wurde, vorsichtig abgießen.

Als letzter Schritt muss das Stroh-Mistpellet-Gemisch pasteurisiert werden. Dazu bietet sich aus Hygienegründen eine separate, nicht für Lebensmittel bzw. den täglichen Bedarf verwendete Mikrowelle an. 5-10 Minuten auf höchster Stufe erhitzen das Gemisch je nach Leistung der Mikrowelle und Menge des Substrates normalerweise ausreichend. Dabei entsteht ein etwas unangenehmer Geruch, daher ist gutes Durchlüften des Raumes oder gleich das Abstellen der Mikrowelle im Freien vorteilhaft.

Nach dem Abkühlen kann das pasteurisierte Gemisch als Substrat für Champignons verwendet und mit Körnerbrut beimpft werden.

Hinweis: dieses Gemisch ist auf Grund der nur beim Stroh erfolgten Fermentierung nicht so ertragsstark wie normales voll kompostiertes Pferdemist-Substrat. Dafür geht die Herstellung wesentlich schneller als bei kompletter Kompostierung. Ein Verzicht auf die Fermentierung des Strohs und dafür komplette 8-wöchige Kompostierung mit der Plastiktüten-Methode wie vorher beschrieben verbessert den Ertrag.