Hat man erfolgreich seine erste einsatzfähige Körnerbrut hergestellt oder im Pilzzucht-Handel gekauft, stellt sich die Frage in welchen Behälter man das Substrat abmischen bzw. abfüllen sollte und welcher Ort im Haus oder in der Wohnung eigentlich für den Pilzanbau geeignet ist. Ein wenig Vorausplanung und Abstimmung auf die jeweilige Pilzart und Jahreszeit/Temperatur ist dabei gefragt.

Durchwachsphase

Für das Durchwachsen des jeweiligen Substratbehälters mit Pilzgeflecht (Myzel) wird normalerweise ein dunkler Ort mit Zimmertemperatur benötigt. Der Substratbehälter kann in Abstellkammern oder Schränken usw. bei Zimmertemperatur untergebracht werden, wichtig ist nur dass die Temperatur nicht unter 20 Grad fallen sollte und es möglichst dunkel bzw. zumindest dämmerig ist.

Fruchtungsphase

Wenn der Substratbehälter nach einiger Zeit gut von Myzel durchwachsen ist und sich möglichst auf allen Seiten und der Oberseite ein weißer, dichter Pilzmyzel-Flaum gebildet hat, ist meistens ein Temperaturwechsel auf eine niedrigere Temperatur sowie Sauerstoffzufuhr und etwas Licht notwendig, um das Erscheinen der Fruchtkörper, also die Fruchtung, anzuregen.

Wenn man einen Keller mit etwas Lichteinfall und Sauerstoffzufuhr (ein kleines, öffenbares oder klappbares Fenster reicht normalerweise) hat, ist dies meistens der ideale Ort, um das Pilzgeflecht zur Pilzfruchtkörperbildung anzuregen.

Da man zur Fruchtung auch Sauerstoff zuführen muss, muss der Substratbehälter zumindest teilweise geöffnet werden, um dem Myzel kontinuierlich genügend Sauerstoff zuzuführen. Da das Substrat und Myzel allerdings auch nicht trocken werden soll (viele Pilze benötigen zum Fruchten und Wachstum eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 75%, besser 90%!), sollte man sich vorher überlegen, wie man das Austrocknen während Fruchtungsphase und während des Pilzwachstums verhindern will.

Hier bieten sich neben regelmäßigen Besprühen mit feinem Wassernebel, zum Beispiel aus einer Sprühflasche (Achtung: Kontaminationsgefahr durch abgestandenes Wasser und Pilze „mögen“ es nicht unbedingt, wenn sie direkt besprüht werden) weitere Möglichkeiten an:

Fortgeschrittene Pilzzüchter benutzen oft ein Indoor-Foliengewächshaus, um ihre Substratblöcke ohne weitere Umhüllung oder geöffnete Substratbeutel abzustellen. Die Luftfeuchtigkeit kann hier gut reguliert werden. So ein Foliengewächshaus kann natürlich auch problemlos auf Balkon oder Terasse abgestellt werden, allerdings darf keine direkte Sonneneinstrahlung erfolgen und das Wetter muss zur jeweiligen Wachstumsphase des Pilzes passen.

Gut eignen sich auch größere Zimmergewächshäuser, in denen Substratblöcke ohne Umhüllung gelagert werden können. Im Pilzzucht-Handel sind auch Foliengewächshäuser bzw. Pilzzuchtbags speziell für die Pilzzucht erhältlich.

Pilzzuchtbag von Pilzmännchen (pilzzuchtshop.eu)

Weiterhin gibt es noch die Möglichkeit, die Pilze direkt in einem weitestgehend geschlossenen Substratbehälter wachsen zu lassen. Das kann ein Eimer sein (zum Beispiel leerer Farbeimer mit Plastikdeckel, der später abgenommen werden kann), Blumentöpfe, große Einweckgläser oder Glasbehälter und Flaschen mit großer Öffnung usw. Zum Durchwachsen müssen diese Behältnisse bis auf einen einzubauenden Luftfilter (Loch mit Micropore Band abgeklebt reicht) geschlossen sein und werden zur Fruchtungseinleitung dann einfach weiter geöffnet bzw. der Deckel abgenommen, um zusätzlichen Sauerstoff zuzuführen.

Beliebt sind auch Substratbeutel mit speziellen Filtersystemen für die Luftzufuhr, die später für das bessere Wachstum der Pilzkörper am oberen Ende aufgeschnitten werden.

Substratblock aus der Substrattüte, die später einfach am oberen Teil zum besseren Wachstum der Pilzfruchtkörper aufgeschnitten wurde.

Aber auch Gefrierbeutel mit Zip-Verschluß und selbstgebasteltem Luftfilter sind gerade für Anfänger beliebt, preiswert und einfach zu handhaben und daher gerade für den Start eine Empfehlung. Der Gefrierbeutel sollte jedoch hitzebeständig sein, so dass er beim Sterilisieren nicht beschädigt wird (auf Herstellerangaben achten!).

Grundsätzlich eignen sich alle möglichen Behälter für die Pilzzucht – von Plastiksäcken, Plastikboxen oder dekorativen Blumentöpfen und -kübeln über Joghurtbecher, Eisbehälter bis hin zu großen Einmachgläsern oder Flaschen mit großen Öffnungen, wo die Pilze dann oben zur Öffnung rauswachsen.

Wenn man erst einmal von der Pilzzucht „infiziert“ ist, entdeckt man an jeder Ecke interessante Behältnisse wo man sich denkt „ach, da könnte ich es aber auch mal drin versuchen“… 😉

Standort für die Wachstumsphase

Wenn sich die ersten kleinen Minipilze (Primordien) zeigen, also die Fruchtungsphase erfolgreich war, kommt es darauf an, dass die Pilze zum optimalen Wachstum genügend Sauerstoff und Licht bekommen. Außerdem muss die Luftfeuchtigkeit hoch bleiben und das Substrat darf nicht austrocknen.

Wenn es im Keller nicht allzu kühl ist (deutlich unter 15 Grad ist für das optimale Wachstum vieler Kulturpilze im Regelfall etwas zu kühl) und zumindest etwas Lichteinfall und Luftaustausch gegeben ist, kann der Substratbehälter mit den Pilzkörpern bis zur Ernte im Keller bei täglicher (besser 2x täglich) Feuchtigkeitskontrolle und Belüftung verbleiben.

Man kann die Substratbehälter aber auch an einem anderen Ort aufstellen, wenn es dort wiederum nicht zu warm ist (die meisten Kulturpilze vertragen zum optimalen weiteren Wachstum des Fruchtkörpers max. 18-19 Grad).

Wenn der Substratbehälter auf den Balkon oder die Terrasse soll, muss darauf geachtet werden, dass dabei kein direkter Sonnenlichteinfall stattfindet – das schädigt die Pilze.

Fazit

Wie man sieht, sind die Möglichkeiten für Behälter in denen Pilze auf Substrat wachsen sollen, theoretisch unbegrenzt. Jeder hat seine eigenen Methoden, Möglichkeiten und Vorlieben, sowohl finanziell als auch vom Platz her.

Insofern kann keine allgemeine Empfehlung abgegeben werden, aber für Anfänger, die gerne mal testen wollen kommt wohl zum Start am ehesten der Anbau in einem Zuchtbag mit Luftfilter bzw. einem Gefrierbeutel mit Zip-Verschluss und selbstgebasteltem Luftfilter in Frage.

Wenn transparente Plastikboxen oder ähnliches im Haushalt zur Verfügung stehen, ist dies zur Plastikmüllvermeidung natürlich noch besser, da die Pilzzuchtbags nur für Einmalgebrauch gedacht sind.

Ähnlich sieht es mit der Standortwahl aus – jeder hat hier andere Möglichkeiten und muss diese auf den Wunsch-Pilz abgestimmt einrichten (oder einen anderen Pilz zum Anbau auswählen).

Auf jeden Fall sollte anhand der Anforderungen des jeweiligen Pilzes eine Vorab-Planung erfolgen – also ist eine vorherige Beschäftigung mit den Vorlieben der anzubauenden Pilzart dringend angeraten.