Bio-Speisepilze im Supermarkt sind oft nicht gerade billig. So kosten aktuell 100 Gramm Kräuterseitlinge aus Deutschland oder Österreich bei REWE zum Beispiel 1,99 € – und das ist noch nicht mal Bio. Austernpilze sind meistens etwas günstiger, da sie ganzjährig in professionellen Zuchtbetrieben angebaut werden. Der Preis liegt pro 100 Gramm im Schnitt zwischen 1,- bis 1,50 Euro.

Screenshot von der Rewe Lieferseite (16.04.2020)

Die günstigsten Speisepilze im Supermarkt sind im Regelfall die Champignons. Man kann man zum Beispiel Bio Champignons recht günstig zu bekommen, wenn sie in der Werbung sind, zum Beispiel bei Edeka für 1,- Euro pro 100 Gramm im aktuellen Angebotsprospekt:

Edeka/diska Werbung/Prospekt gültig ab 16.04.2020

„Konventionell“ gezüchtete Champignons aus Rumänien oder Polen kann man teilweise bei Aldi, Lidl & Co. noch deutlich günstiger bekommen, wenn sie in der Werbung sind. Preise von 0,40 € pro 100 Gramm sind durchaus drin. Allerdings stammen diese Pilze meistens dann aus konventionellem Anbau in Rumänien oder Polen mit entsprechend langen Verarbeitungs- und Transportzeiten. Dass dies nicht unbedingt die beste Wahl für eine gesunde Ernährung ist, zeigt der Artikel zum Thema „Pilze aus dem Supermarkt oft nicht genießbar

Kann man Pilze überhaupt günstiger zu Hause anbauen?

Rechnen wir am Beispiel der Kräuterseitlinge und Austernpilze (beide benötigen in etwa dieselben Mengen und Substrate) mal ganz genau nach.

Benötigt werden für Kräuterseitlinge oder Austernpilze (am Beispiel der Kultivierung in einer 5 Liter Plastikbox) in einem einfachen Strohpelletsubstrat folgende Materialien:

  • leeres Marmeladen- oder Leberwurstglas ö.ä. zum Herstellen der Nährlösung – kostenlos, da normalerweise Abfall
  • 1 Teelöffel Honig (ca. 10 g) für die Nährlösung – 0,10 €
  • Energiekosten Sterilisieren der Nährlösung (1h Schnellkochtopf auf dem Herd) – 0,25 €
  • ca. 150 Gramm Bio-Getreidekörner für die Körnerbrut – 0,19 €
  • Energiekosten 30 Minuten Abkochen der Weizenkörner auf dem Herd – 0,13 €
  • Einwegspritze mit Kanüle zum Beimpfen der Brut (kann mehrmals verwendet werden!) – 0,42 €
  • für das Substrat ca. 500 Gramm Strohpellets aus dem Tierhandel – 0,35 €
  • Energiekosten Wasserkocher (0,75 Liter für Substrat) – 0,03 €
  • bis zu 10 Liter Leitungswasser (ca. 0,75 Liter für das Substrat, Rest kalkulatorisch für Sprühflasche/feucht halten) – 0,02 €
  • 5g Gips – 0,02 €
  • 5g Gartenkalk – 0,01 €

Der zum Klonen benötigte Pilz wurde nicht eingerechnet, da man nur wenige Gramm aus dem Inneren des Pilzes braucht und den Rest immer noch essen kann. Ebenfalls fehlt noch der Verbrauch von Desinfektionsmittel und Kleinteilen wie Micropore Band usw., das dürfte jedoch Bruchteile von Cents ausmachen.

Alles zusammen gerechtet ergeben sich in diesem Beispiel Gesamtkosten von 1,56 Euro

Die verwendeten Mengen ergeben insgesamt ca. 1,4-1,5kg beimpftes Substrat, aus dem dann die Pilze wachsen. Man kalkuliert im Pilzanbau je nach Pilzart und Umgebungsbedingungen in mehreren Erntewellen einen Pilz-Ertrag von 25%-40% vom Substratgewicht.

Bei unserer Mischung und angenommenen 30% Ertrag in mehreren Erntewellen sind das ca. 450 Gramm Pilze.

Das heisst, der Preis pro 100 Gramm Kräuterseitling oder Austernpilz im Heim-Anbau beträgt gerade mal knapp rund 35 cent!

Wenn man den Vergleichspreis von Kräuterseitlingen (1,99 € / 100g) zugrunde legt, betragen die Kosten des Selbstanbaus also gerade mal 10,5% des Supermarkt-Preises und man hat sage und schreibe 82% gespart!

Auch bei einem angenommenen Supermarkt-Preis des Austernpilzes von 1,- Euro pro 100g spart man immer noch satte 65%!

Was man allerdings nicht unterschlagen sollte: natürlich benötigt man vor allem zum Herstellen der Nährlösung und des Substrates ein wenig Zeit und in der Fruchtungs- und Wachstumsphase sollte man täglich ein bis zweimal kontrollieren, ob alles in Ordnung ist und gegebenenfalls das Substrat mit der Sprühflasche anfeuchten. Und Zeit ist bekanntlich auch Geld.

Bei einem Hobby zählt das allerdings nicht wirklich, da man das Hobby ja aus Freude und Interesse ausübt und nicht um Geld zu sparen. Aber wenn man mit dem Hobby tatsächlich noch Geld sparen kann – umso schöner!

Geht es noch günstiger?

Die obige Berechnung basiert auf einem „normalen“ Heim-Pilzanbau-Vorgehen und Zusammensetzung des Substrates.

Es geht aber tatsächlich sogar noch günstiger:

Gips und Gartenkalk sind nicht zwingend notwendig, sollen aber den Ertrag verbessern.

Die Energiekosten, insbesondere beim Sterilisieren der Nährlösung sind vergleichsweise hoch. Normalerweise sterilisiert man aber gleich mehrere Gläser, dann relativiert sich der Energie-Aufwand pro Glas.

Und bei der Pappe-Methode fällt dieser Schritt ganz weg bzw. wird durch kochendes Wasser (Wasserkocher = deutlich geringerer Energieaufwand) ersetzt. Außerdem entfällt bei der Pappe-Methode auch noch die Einmalspritze, die in der Kostenberechnung den größten Einzelposten ausmacht.

Und über den Kauf größerer Mengen der benötigten Materialien kann man den Preis sogar noch weiter drücken: für die hier angestellte Berechnung der Kosten wurden nämlich zu Lasten des Preises jeweils die Preise der Kaufes einer eher kleinen Packungsgröße angenommen. Bei größeren Packungsgrößen können die Preise durchaus noch einmal deutlich unter dieser Berechnung liegen!