Der Kräuterseitling (Pleurotus eryngii), auch Königsausternpilz genannt, ist ein schmackhafter und beliebter Speisepilz, der beim Anbau zu Hause vergleichsweise niedrige Anforderungen stellt. Der Pilzfruchtkörper hat festes Fleisch, das auch beim Kochen nicht zerfällt und wird gerne als Steinpilz-Ersatz verwendet. Der Name Kräuterseitling kommt übrigens nicht daher, dass der Pilz nach Kräutern schmeckt, sondern davon, dass er in der Natur gerne die Wurzeln von Kräuterpflanzen besiedelt.

Kräuterseitlinge sind oft frisch im Supermarkt zu finden, daher ist die Verfügbarkeit zum Klonen relativ hoch. Im Pilzzucht-Handel sind auch durchwachsene Körnerbruten sowie bereits durchwachsene Substratbeutel als Komplettset erhältlich.

Klonen & Brut

Der Kräuterseitling kann in Nährlösung aber auch unsteril auf alternativen Nährmedien geklont werden und eine Körnerbrut hergestellt werden. Körnerbrut vom Kräuterseitling wächst bei Zimmertemperatur (20-24 Grad) normalerweise recht schnell durch (7-14 Tage).

Substrat

Kräuterseitlinge gedeihen zu Hause bereits recht gut auf einfachen Strohpellet-Substraten wie aus mit kochendem Wasser aufgegossenen und aufgequollenen Strohpellets aus dem Heimtierbebedarf. Gut funktioniert auch kleingeschnittenes bzw. gehäckseltes Stroh, welches ca. 12h eingeweicht wird und danach in der Mikrowelle pasteurisiert werden muss.

Eine Beimischung von ca. 1-2% Gartenkalk und ca. 1-2% Gips in das Koch- bzw. Einweichwasser wird zur Aufwertung und Ertragssteigerung des Substrates empfohlen, ist aber kein Muss.

Das Strohpellet-Substrat kann aufgewertet werden durch ca. 12h eingeweichte und dann abgekochte (bis alles Wasser verdunstet ist) oder in der Mikrowelle pasteurisierte Holzspäne wie zum Beispiel Buchenholzspäne. Eine Mischung 50%/50% mit Strohpellet-Substrat ist optimal, aber auch reines Buchenholzspäne-Substrat funktioniert für Kräuterseitlinge.

Ein weiterer möglicher Zuschlagstoff, der den Nährgehalt des Substrates und damit den Ertrag verbessert, ist eingeweichte und abgekochte Weizen- oder Roggenkleie. Da Kleie jedoch recht anfällig für Keime und Schimmel ist, wird für Anfänger die Beimischung erst mit etwas Erfahrung im Pilzanbau empfohlen.

Eine weitere, immer beliebter werdende Substrat-Variante ist die Verwendung von Kaffeesatz, entweder als Beimischung oder auch zu 100%. Kaffeesatz hat den Vorteil, dass er in vielen Haushalten und natürlich in Cafes, Restaurants, Bäckereien etc. als Abfall anfällt, also quasi kostenlos ist. Allerdings ist Kaffeesatz ebenfalls sehr schimmelanfällig und daher eher für schon etwas erfahrenere Pilzzüchter empfehlenswert.

Durchwachsphase

Nach Beimpfung des Substrates mit Kräuterseitlingsmyzel sollte das Zuchtbag oder die Zuchtbox bei Zimmertemperatur (20-24 Grad) in einem dunklen Raum gelagert werden. Das Durchwachsen des Substrates im Zuchtbehälter dauert je nach verwendetem Substrat und Körnerbrutmenge ca. 3-4 Wochen. Die Durchwachsphase ist beendet, wenn das Substrat sichtbar von den weißen Myzelfäden komplett durchwachsen ist und sich auf der Oberfläche flächendeckend ein weißer Flaum gebildet hat.

Fruchtung

Um Fruchtkörper aus dem durchwachsenen Substrat ausbilden zu können, braucht der Kräuterseitling einen Temperaturwechsel in eine niedrigere Temperatur sowie genügend Sauerstoffzufuhr und etwas Licht.

Fruchtungstemperatur: 10-max. 20 Grad. Ideal ist der Temperaturbereich zwischen 13-17 Grad.

Luftfeuchtigkeit: Zur idealen Entwicklung der Fruchtkörper wird eine Luftfeuchtigkeit von ca. 90% empfohlen. Dazu kann der Substratblock in zum Beispiel ein Zimmergewächshaus gestellt werden, welches jedoch gut bzw. regelmäßig belüftet werden muss. Bei niedrigerer Luftfeuchtigkeit muss das Substrat regelmäßig auf ausreichende Feuchtigkeit überprüft und regelmäßig mit einer Sprühnebelflasche befeuchtet werden.

Kräuterseitling Glas
Kräuterseitlinge, die aus einem Glas fruchten

Nachdem sich die ersten Fuchtkörper ausgebildet haben, sollte der Kräuterseitling nicht unter 15 Grad stehen, da sonst das Wachstum der Fruchtkörper schwächer ausfallen kann.

Ernte

Kräuterseitlinge werden geerntet, wenn sich bei den ersten Exemplaren der Hut nach oben wölbt. Es müssen immer gleichzeitig alle Pilze geerntet werden, auch die weniger entwickelten Exemplare inklusive der nicht voll entwickelten Pilze. Zum Ernten können die Kräuterseitlinge mit der Hand aus dem Substrat herausgedreht werden oder ganz dicht am Substrat mit einem scharfen Messer abgeschnitten werden. Danach sollten die Pilze schnellstmöglich weiterverarbeitet werden. Frisch geerntete Kräuterseitlinge halten sich im Kühlschrank im Gemüsefach problemlos bis zu einer Woche. Tipp: im Kühlschrank locker in ein feuchtes Tuch eingewickelt aufbewahren.

Nach der ersten Ernte kann das Substrat 1-2 Stunden unter Wasser gesetzt werden und nachdem es ca. 1 Woche geruht hat, nochmals Fruchtköper entwickeln. Auch während der Ruhephase sollte das Substrat mit einer Sprühnebelflasche feucht gehalten werden bzw. in hoher Luftfeuchtigkeit ruhen.